Mein inneres Kind #Tagebuch
- lauramarialouisa
- 15. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
In den letzten Monaten habe ich mich intensiv mit meinem inneren Kind auseinandergesetzt. Mit dem verletzten, einsamen Teil in mir, der so lange nicht gesehen wurde. Jahrelang dachte ich, dieser Teil in mir ist geheilt. Leider nein...
Meine Kindheit war geprägt von Einsamkeit und meine Schulzeit war für mich ein Albtraum, der sich wie ein dunkler Schatten über viele Jahre legte. Mobbing, psychische und physische Verletzungen prägten meine Schulzeit. Immer wieder habe ich mich verzweifelt gefragt: Was habe ich getan, um so behandelt zu werden? Ich war ein schüchternes, zurückhaltendes Kind, das sich nichts sehnlicher wünschte als Freundschaft und Nähe. Null Selbstbewusstsein und naiv. Ein perfektes Mobbingopfer! Ich wurde geschupst, ausgelacht, gewürgt und verprügelt. Alle sahen zu und schwiegen. Niemand kam zu meinem Kindergeburtstag. Mein Znüni wurde in der Pause von anderen zerstört. Meine Schulbücher lagen durchweicht in meiner Tasche. Als später alle ein Handy besassen, wurde ich gefilmt und die Aufnahmen kamen auf Social Media. Viele dieser Momente sind heute nur noch verschwommene Erinnerungen. Mein Gehirn hat wohl versucht, mich zu schützen, indem es diese Erinnerungen verbarg, als ob es nicht zulassen wollte, dass ich die Tiefe dieses Leids spüre.
Wie habe ich darauf reagiert? Ich zog mich zurück, wurde still, verschloss mich in mir selbst. Lange Zeit glaubte ich, auf diese Weise alles verarbeitet zu haben. Heute weiss ich: Heilung ist kein Moment – sie ist ein langer, stetiger Prozess.
Heute
Heute habe ich das Glück, von einem liebevollen und unterstützenden Umfeld umgeben zu sein. Doch die Narben meiner Vergangenheit sitzen tief. Unsichtbar für viele, aber für mich jeden Tag spürbar.
Aus einer tief verwurzelten Angst vor dem Alleinsein habe ich zum Teil noch Angst geliebte Menschen zu verlieren, plane ich Treffen mit Freunden oft weit im Voraus und habe nie gelernt, mich und meine Gefühle zu priorisieren. Ich bin zu einem echten «People Pleaser», einer «über emotionalen Person» die oft «zu viel» ist, liebt und gibt, geworden. Jemand, der um jeden Preis vermeiden möchte, anderen wehzutun. Und immer dann, wenn ich das Gefühl habe, jemandem nicht gerecht zu werden, überrollen mich heftige Schuldgefühle.
Ich bin dabei, mein Nervensystem neu zu programmieren und mir selbst die Sicherheit zu geben, die mir in meiner Kindheit niemand geben konnte. Ob ich mein ganzes inneres System je auf «Reset» setzen und komplett neu anfangen kann? Wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht liegt genau darin unsere grösste Stärke, in unserer menschlichen Verletzlichkeit. Denn all das, was wir erlebt und erlitten haben, formt uns. Es macht uns, trotz aller Narben, empfindsamer, mitfühlender, aufmerksamer. Ich glaube nicht, dass ich heute hier stehen würde, wenn ich nicht all das durchlebt hätte.
Und ich glaube auch: Fast jeder Mensch bekommt zu wenig Liebe. Also – dein kleiner Reminder: Schenk Liebe, wo du kannst. Jeder braucht sie. Mehr, als man denkt.
Deine Zyklusmentorin,



